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Beiträge in der aktuellen Tagespresse

Beredtes Schweigen

(von Michael Jurk, evangelischer Pfarrer in Paulinenaue und Pessin)
Quelle: Märkische Allgemeine, Westhavelländer, 22.12.2012

Es gibt Wahrheiten, die sind erst dann in ihrem eigentlichen Element, wenn sie gesungen werden. „Stille Nacht, heilige Nacht!“ Die Stille der Nacht, die das wohl bekannteste Weihnachtslied besingt, dürfte am kommenden Montagabend auf unserer Welt unterschiedlich wahrgenommen werden.
Zunächst und zuallererst von denen, die sich überhaupt nach Stille sehnen. Menschen, die sich gezielt in einer viel zu lauten Welt entschieden haben, sich in dieser besonderen Zeit einmal zurückziehen und die Abgeschiedenheit suchen, um sich neu zu finden oder gar erst richtig (wieder) zu entdecken – ganz im Sinne Goethes: „Wenn man einmal weiß, worauf alles ankommt, hört man auf, gesprächig zu sein.“
Dann aber gibt es wiederum Menschen, die am Heiligen Abend eine Stille erleben werden, ja erleben und aushalten müssen! – weil es nichts mehr zu sagen gibt. Weil einem die Worte fehlen, weil man in sich zusammensackend verstummt und nur eine letzte Kraft zum Schweigen findet. Allein oder zusammen mit anderen (was wenig tröstet, denn man kann auch inmitten von vielen Menschen sehr einsam sein). Wenn solch eine Stille eintritt und Raum gewinnt, dann sprechen meist nur noch die Bilder: Teddybären türmen sich, Blumen, Kerzen. Eine symbolische Anteilnahme, ein Zuspruch, der in aller Stille „präsent“ ist… Eine Art „beredtes Schweigen“. Wie vor wenigen Tagen in Newtown. Die Einwohner und Angehörigen der Opfer versuchen auf diese Weise, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Die 20 Minuten des Amoklaufs haben aus dem Stadtteil Sandy Hook einen anderen Ort gemacht. Das Dorf gehörte zu den sichersten Amerikas. Es gleicht auf dem ersten Blick einem Urlaubsparadies. Doch Sandy Hook ist nicht länger Idyll. Das Leben im Dorf dreht sich um die Toten.
Ja, in der Heiligen Nacht wird es still werden in unserer Welt. Aber eben in sehr unterschiedlicher Weise. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie das rechte Gehör finden für das jeweilige Schweigen und die jeweilige Stille: In Ihrer Beziehung, in der Familie, bei Freunden, bei Nachbarn, Arbeitskollegen und auch Ihrem Nächsten. Denn wenn Sie das richtige Gehör haben, dann hören Sie auch, dass es eine Stille gibt, die etwas ganz anderes ist als das Ausbleiben oder Abbrechen von Geräuschen (zu denen auch das Geräusch vielsagender und nichtssagender menschlicher Worte gehört!). Die Heilige Nacht ist eine besondere Zeit, in der sich das urmenschliche Verlangen nach Nähe und Wirklichkeit erfüllte: Christinnen und Christen glauben, dass in dem Kind in der Krippe Gott selbst Mensch wurde – mit Windeln und Wickeln, mit Haut und Haaren, mit Freud und Leid. Weihnachten sagt: Gott ist kein einsamer Himmelsherrscher, sondern mitten unter uns, wie ein Mensch, der etwas weiß von den Höhen und Tiefen des Lebens, von Liebe und Glück, aber auch von Ängsten und Sorgen. Wer dessen gewiss wird, der gelangt in jene Stille, die ein zerstreutes Ich so zu sammeln und zu konzentrieren vermag, dass es unverbrauchte Worte findet: lobend, dankend und gegebenenfalls auch laut klagend. Stille ist eben nicht gleich Stille.
Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes Weihnachtsfest und viel Mut für ein in diesem Sinne recht verstandenes „beredtes Schweigen“.

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In neuem Glanz

(von Philip Häfner)
Quelle: Märkische Allgemeine, Der Havelländer, 01.12.2012

Fassade der Pessiner Dorfkirche wurde saniert / Altar ist in bedenklichem Zustand
Auch nach der Außensanierung bleibt in der Kirche viel zu tun: Als Nächstes soll die Decke erneuert werden.

PESSIN Die Mauern weiß verputzt, das Gesims und die Lisenen in freundlichem Ocker: Die Pessiner Dorfkirche, eine der ältesten im Havelland, erstrahlt seit Kurzem in neuem Glanz. Die Sanierung der Außenfassade ist inzwischen weitestgehend abgeschlossen, das Gerüst abgebaut. Andreas Flender, der Vorsitzende des Kirchenfördervereins, ist zufrieden mit dem Ergebnis der Arbeiten. Die Farbgebung sei „ausgesprochen passend und unaufdringlich“, sagt er – und kein Vergleich zu dem tristen Grau früherer Tage. „Die Pessiner freuen sich darüber und sind richtig stolz“, erzählt Pfarrer Michael Jurk.
Dabei war laut Andreas Flender lange Zeit unklar gewesen, was neben Weiß die zweite Farbe der Fassade werden würde. Mehrere Restauratoren waren zu unterschiedlichen Meinungen gekommen, so dass zwischenzeitig auch ein Blauton möglich schien. Schlussendlich fiel die Entscheidung aber auf Ocker.
Im Frühjahr wird die Außensanierung abgeschlossen sein. Dann werden noch Fenster und Sockel saniert und eine Treppe zum Kirchturm angebracht. In den Gesamtkosten von 160 000 Euro sind diese Arbeiten bereits enthalten. Die Hälfte des Geldes stammt aus Fördermitteln, die andere teilten sich Landes- und Kreiskirche, eine Stiftung zum Erhalt alter Kirchen und der Förderverein. Dieser hat sich in den vergangenen Jahren stark für die Sanierung engagiert. Nach der Reparatur des Daches zwischen 1992 und 2002 kümmerte man sich Anfang des Jahres bereits um den Fußboden und die Beseitigung des Schwammbefalls.
Im Inneren der Kirche bleibt allerdings weiter viel zu tun. Der Förderverein strebt eine Wiederherstellung der Decke mit Wappen und Engel an und sucht noch derzeit Spender für die benötigten 85 000 Euro. Hinzu kommt die Restaurierung des Altars aus dem Jahr 1700. Er ist von Holzwürmern durchfressen und befindet sich laut einem ersten Gutachten in bedenklichem Zustand. „Wir müssen überlegen, ob wir dem Altar sein ursprüngliches Aussehen wiedergeben wollen oder ihn so lassen, wie er jetzt ist“ so Andreas Flender.
Pfarrer Michael Jurk hätte am liebsten auch noch eine Orgel, wie es sie früher in der Pessiner Kirche schon einmal gab. Sie wurde jedoch beschädigt und verschwand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs spurlos. Doch für unter 50 000 Euro ist eine neue wohl nicht zu bekommen.

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Für Fromme und Zweifler

(von Pfarrer Michael Jurk, Pfarrer aus Paulinenaue)
Quelle: Märkische Allgemeine, Westhavelländer, 08.10.2011

„Christus will keine Bewunderer, sondern Nachfolger.“ Dieser Satz, verehrte Leserinnen und Leser, wird dem dänischen Philosophen Sören Kierkegaard (1813 - 1855) zugeschrieben. Er gehört zu den großen eigenwilligen Denkern des 19. Jahrhunderts.
Ähnlich wie Schopenhauer oder Nietzsche verfügte Kierkegaard über eine schriftstellerische Begabung von höchstem Rang. Nahezu jede seiner Zeilen ist unmittelbar auf die persönliche Problematik seines Lebens bezogen, ja aus ihr entsprungen. Wie bei kaum einem anderen Philosophen sind Leben und Werk untrennbar miteinander verbunden. Aus seinen intimsten Problemen erwächst seine Philosophie. Sein eigenes Leben macht er zum Gegenstand einer scharfen und rückhaltlosen Reflexion.
Aus diesem Grunde wurde Kierkegaard auch zum Begründer und Ahnherrn einer Philosophie, die vor allem im 20. Jahrhundert Bedeutung erlangen sollte, nämlich die des Existentialismus – also jenes Denkens, in dem tatsächlich die Existenz des Menschen im Mittelpunkt steht.
Um dieser zentralen Lebensfrage nachzuspüren, nimmt Kierkegaard unterschiedlichste Rollen und Pseudonyme (Decknamen) an, ja er wählt sogar unterschiedlichste Positionen. Denn er ist davon überzeugt, dass die aufzuspürende Wahrheit nicht auf unmittelbare Art und Weise mitteilbar ist; man muss die Menschen über verschiedene Umwege zur Wahrheit führen.
Wenn nun die Tage wieder kürzer werden, wenn vorzeitig das Dunkel um sich greift und wir wieder einmal auf uns selbst zurückgeworfen werden, dann streifen uns innerlich vielleicht ähnliche Gedanken und Fragen, besonders dann, wenn das herabfallende Laub – ästhetisch durchaus eindrucksvoll – uns an die eigene Vergänglichkeit erinnert.
Wer also in diesen Tagen ins Grübeln verfällt und sich in dieser herbstlichen Stim-mung allein und einsam fühlt, der möge ruhigen Gewissens zu einer der vielen erbaulichen Schriften des Dänen greifen und sich bei der eigenen Wahrheitsfindung – wenn nicht gleich führen – so doch aber inspirieren zu lassen.
Und zwar Fromme wie Zweifler gleichermaßen! Letztere vielleicht sogar mehr, weil Kierkegaard sich der alles bestimmenden Wahrheit sehr lebensweltlich nähert und schließlich konstatiert: „Denn nur die Wahrheit, die erbaut, ist Wahrheit“.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein bisschen Zeit zum Schmökern!

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Zeit zum Schmökern

(von Pfarrer Michael Jurk, evangelische Kirche Paulinenaue/Pessin)
Quelle: Märkische Allgemeine, Der Havelländer, 08.10.2011

Der Satz: „Christus will keine Bewunderer, sondern Nachfolger“ wird dem dänischen Philosophen Sören Kierkegaard (1813-1855) zugeschrieben. Er gehört zu den großen eigenwilligen Denkern des 19. Jahrhunderts.
Ähnlich wie Schopenhauer oder Nietzsche verfügte Kierkegaard über eine schriftstellerische Begabung von höchstem Rang. Nahezu jede seiner Zeilen ist unmittelbar auf die persönliche Problematik seines Lebens bezogen, ja aus ihr entsprungen. Wie bei kaum einem anderen Philosophen sind Leben und Werk untrennbar miteinander verbunden. Aus seinen intimsten Problemen erwächst seine Philosophie. Sein eigenes Leben macht er zum Gegenstand einer scharfen und rückhaltlosen Reflexion.
Aus diesem Grunde wurde Kierkegaard auch zum Begründer und Ahnherrn einer Philosophie, die vor allem im 20. Jahrhundert Bedeutung erlangen sollte, nämlich die des Existentialismus – also jenes Denkens, in dem tatsächlich die Existenz des Menschen im Mittelpunkt steht.
Um dieser zentralen Lebensfrage nachzuspüren, nimmt Kierkegaard unterschiedlichste Rollen und Pseudonyme (Decknamen) an, ja er wählt sogar unterschiedlichste Positionen. Denn er ist davon überzeugt, dass die aufzuspürende Wahrheit nicht auf unmittelbare Art und Weise mitteilbar ist; man muss die Menschen über verschiedene Umwege zur Wahrheit führen.
Wenn nun die Tage wieder kürzer werden, wenn vorzeitig das Dunkel um sich greift, wir wieder einmal auf uns selbst zurückgeworfen werden, dann streifen uns innerlich vielleicht ähnliche Gedanken und Fragen, besonders dann, wenn das herabfallende Laub ästhetisch eindrucksvoll uns an die eigene Vergänglichkeit erinnert.
Wer also in diesen Tagen ins Grübeln verfällt und sich in dieser herbstlichen Stim-mung allein und einsam fühlt, der möge ruhigen Gewissens zu einer der vielen erbaulichen Schriften des Dänen greifen und sich bei der eigenen Wahrheitsfindung, wenn nicht gleich führen, so doch aber inspirieren zu lassen. Und zwar Fromme wie Zweifler gleichermaßen. Letztere vielleicht sogar mehr, weil Kierkegaard sich der alles bestimmenden Wahrheit sehr lebensweltlich nähert und schließlich konstatiert: „Denn nur die Wahrheit, die erbaut, ist Wahrheit.“
Mein Literaturtipp: „Furcht und Zittern“ (Gütersloher Verlagshaus September 2002), ist wohl das persönlichste Werk Kierkegaards, das, wie er 1849 in seinem Tagebuch vermerkt, sein eigenes Leben reproduziere. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein bisschen Zeit zum Schmökern.

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Raus aus der Sackgasse

Pfarrer Michael Jurk aus Paulinenaue über das lohnende Wagnis der Veränderung
Quelle: Märkische Allgemeine, Westhavelländer, 13.11.2010

Der Herr lobte den ungetreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte (Lukasevangelium, Kapitel 16 Vers 1 bis 8).“
Die Macht der Gewohnheit hat Menschen fest im Griff. Sie hindert Menschen daran, das zu tun, was gut für sie ist und neue Wege einzuschlagen. Die meisten von uns wissen ja, was in unserem Leben schief läuft und warum das so ist.
Und in lichten Augenblicken sehen wir glasklar, was anders werden müsste und wie das geschehen könnte. Aber dann überfällt uns wieder der Kleinmut. Wir machen lieber so weiter wie bisher, statt uns und unsere je eigene Situation zu ändern.
Vor allem: Je älter wir werden, desto schneller resignieren wir bei dem Gedanken, alte Gewohnheiten ernsthaft abzulegen: Wie oft habe ich versucht, mich zu ändern – warum sollte es ausgerechnet jetzt klappen? Und so streckt man schnell die Waffen und fügt sich in ein vermeintlich unvermeidliches Schicksal.
Anders verhält sich der „ungetreue Verwalter“, den das Gleichnis im Lukasevangelium beschreibt: Ihm wird der Vorwurf gemacht, den Besitz seines Arbeitgebers verschleudert zu haben. Sein Chef stellt ihn zur Rede.
Der Verwalter gerät also unversehens in eine unbequeme, scheinbar aussichtslose Lage. Doch er sucht die Schuld nicht bei anderen. Er schimpft nicht über die böse Welt. Und er steckt auch nicht den Kopf in den Sand, in der Hoffnung, alles werde sich irgendwie in Wohlgefallen auflösen. Der Mann blickt vielmehr der schwierigen Lage ins Auge, in die er geraten ist. Er analysiert sie nüchtern und versucht, sie zu ändern. Dafür lobt ihn sein Chef.
Auf den ersten Blick mag irritieren, dass Jesus den ungetreuen Verwalter zum Vorbild erhebt. In der Kirchengeschichte hielt und hält man sich gern an Heilige, hervorragende Christen, Frauen und Männer ohne Fehl und Tadel. Ihr Leben fasziniert auch Kirchenferne. Doch gleichzeitig entmutigt ihr ethisches Idealbild den „Normalbürger“ und „Durchschnittschristen“, weil solch ein nahezu makelloses Leben für die meisten von uns unerreichbar scheint. Wir haben doch viel mehr mit dem „ungetreuen Verwalter“ gemein. Sicher, viele von uns sind mehr oder weniger brave Familienväter, gewissenhafte Berufstätige, gesetzestreue Staatsbürger und engagierte Kirchenmitglieder.
In der Regel verschleudern wir bestimmt auch keinen fremden Besitz, wohl aber durchaus und auch ziemlich oft die eigenen Talente. Wir nutzen nicht oder viel zu wenig, was Gott uns mit auf den Weg gegeben hat: Fähigkeiten, die in uns angelegt sind und nur „auf Abruf“ warten. Wenn diese Talente ruhen, geraten wir mitunter in Sackgassen. Doch eine Umkehr, eine Änderung ist möglich – und zwar immer wieder und zu jeder Zeit. Davon geht Jesus aus. Deswegen erzählt er uns dieses Gleichnis. Lesen Sie es! Hören Sie ihm zu! Und fassen Sie Mut zum Wagnis einer Änderung in Ihrem Leben.

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ERNTEDANKFEST IN PAULINENAUE

Garniert mit vielen Blumen
Quelle: Märkische Allgemeine, Der Havelländer, 21.10.2010

Das Erntedankfest ist in westlichen Kulturen eine traditionelle Feier nach der Ernte im Herbst, bei dem auch Gott für die Gaben der Ernte gedankt wird. Der Ursprung des Erntedankfestes reicht bis in die vorchristliche Zeit zurück. In Mittel- und Nordeuropa wurde Erntedank zur Herbst-Tagundnachtgleiche (23. September) mit einem Dankopfer gefeiert.
Geschäftiges Treiben einiger Frauen herrscht am 9. Oktober, einem Sonnabendvormittag, in der Paulinenauer Kirche – Feld- und Gartenfrüchte werden dekorativ angeordnet, „garniert“ mit vielen Blumen. Auch der Eingang der Kirche wird einladend gestaltet. Bunte Bänder schmücken am Sonntagvormittag die Kirchenbänke. Ein von allen gesungenes fröhliches Lied greift die Vielfalt der Natur auf und regt zum Dankesagen an.
Pfarrer Michael Jurk erzählt in seiner Predigt die Geschichte vom reichen Kornbauern aus dem Lukasevangelium, der immer größere Scheunen bauen muss, um seine vielen Vorräte unterzubringen. Als zu ihm gesagt wird: „Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern, was hast du dann von dem Angehäuften?“ Dies regt jeden von uns an, den bedürftigen Nächsten nicht zu vergessen. In vielen Orten ist es Tradition, die gespendeten Erntegaben bedürftigen Menschen zukommen zu lassen.
Nach dem Gottesdienst sind alle Teilnehmer zum gemeinsamen Suppeessen in den Gemeinderaum eingeladen. Doch bevor wir uns es schmecken lassen können, gilt es noch, an einem originellen Quiz teilzunehmen, bei dem rings um die Kirche Fragen zu Liedanfängen oder Märchengestalten versteckt sind. Ein großer Kürbis ist der Hauptpreis. Bei fröhlichem Erzählen klingt dann der Sonntagvormittag am 10. Oktober aus.

Helga Breder,
Mitglied des Gemeindekirchenrates, Paulinenaue

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Rap aus Babel

In Fehrbellin zeigten Christenlehrekinder ein Musical über biblischen Turmbau (von Cornelia Felsch)
Quelle: Märkische Allgemeine, Ruppiner Tageblatt, 07.06.2010
Sie wollten hoch hinaus, die Turmbauer zu Babel, doch Gott ließ es nicht zu. In Fehrbellin führten Chorsänger und Christenlehrekinder das Stück aus dem Alten Testament als Musical auf.

FEHRBELLIN Aus Fehrbellin, Friesack, Pessin und Paulinenaue kamen am Sonnabend Christenlehre-Kinder und Chorsänger in die Fehrbelliner Kirche, um beim fünften Gemeindefest eine Geschichte aus dem Alten Testament zum Leben zu erwecken.
Während die Gemeindemitglieder die Sonne vor der Kirche bei Kaffee und Kuchen genossen, wuselten die jungen Darsteller aufgeregt durch die Kirche. Der Chor unter Leitung von Kantor Holger Wiesner probt einige heikle Liedpassagen im Endspurt. Der Kirchenmusiker, der seit 22 Jahren im Kirchenkreis Nauen-Rathenow tätig ist, hat das Musical vom „Turmbau zu Babel“ mit den Chorsängern und den Christenlehrekindern einstudiert. „Eigentlich ist es nur eine Kantate“, erzählt der Kantor. „Aber wir fanden das Stück mit dem rapartigen Sprechgesang sehr originell und meine Frau hat dann die Choreografie übernommen.“ Annette Wiesner arbeitet im gleichen Kirchenkreis wie ihr Mann als Gemeindepädagogin. Im vergangenen Jahr erlebte die Musicalaufführung beim Havelländischen Familientag in Friesack seine Premiere. „Mein Mann sucht immer nach Stücken, die nicht ganz so schwierig sind“, erzählt Annette Wiesner. „Man muss die Kinder natürlich etwas behutsam an das Stück heranführen. Wir versuchen das mit kurzen Proben und bringen auch mal Süßigkeiten mit.“
„Da kommt sie schon, die kleine Menschenschar, die nach der Sintflut übrig war“, singt der Chor während die Christenlehrekinder in einfach gekleideten Kutten im Altarraum aufmarschieren.
Die Einwohner Babels, die die Sintflut überlebt haben, wollen Neues und Großes schaffen. Sie beschließen den Bau eines Turms. Er soll bis in den Himmel reichen und gigantischer sein, als alles, was Menschen bis dahin kannten.
19 Kinder schleppen am Sonnabendnachmittag große Steinblöcke vor den Altar der Fehrbelliner Kirche. Eigentlich sind es nur bemalte Pappkartons, doch die gekrümmten Rücken und der Schweiß, den sich die Kinder von der Stirn wischen, lässt keine Zweifel an der Echtheit der schweren Brocken aufkommen. Mit Leidenschaft sind sie bei der Sache, nur ab und zu schweifen ihre Blick zu Annette Wiesner hinüber, die in der vorderen Kirchenbank durch Gesten kleine Hilfestellungen gibt.
Dass die Aufführung ein Erfolg war, bewies am Ende der tosende Applaus der Gäste.

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Märkische Allgemeine, Der Havelländer, 30.04.2010


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Die Königskinder von Königshorst

Mädchen und Jungen aus dem Havelland verbrachten vier besondere Tag im Kinderkirchencamp (von Norbert Stein)
Quelle: Märkische Allgemeine, Der Havelländer, 25.05.2009

KÖNIGSHORST Mit einem Gottesdienst in der Dorfkirche von Königshorst (Ostprignitz Ruppin) endete gestern ein viertägiges Kinderkirchencamp. 68 Mädchen und Jungen aus dem ganzen Landkreis Havelland waren seit dem Himmelfahrtstag zu Gast in der Königshorster Grundschule. Singen, Beten, Spielen bestimmten das Campleben der Acht- bis 13-Jährigen. Bei einer Dorfrallye hatten die Kinder eine spezielle Aufgabe: Sie sollten einfache Hühnereier gegen andere nützliche Dinge tauschen. Dafür klopften sie im Dorf an Haustüren und wurden freundlich empfangen. Für die Eier bekamen sie Spielzeug, Süßigkeiten und sogar etwas Bargeld. „Die Atmosphäre ist prima, wir kommen gut miteinander aus“, erzählten Julia aus Wustermark und Jenny aus Hoppenrade. „Los ist ständig etwas. Wir haben viel Spaß“, sagte Nora aus Möthlow. Aufs Miteinander kam es ihnen vor allem an.
Religiöse Einstellungen vermitteln und dabei das Zusammenleben zwischen gläubigen Kindern und Nichtchristen zu fördern – dies sei ein Grundanliegen des Kinderkirchencamps, so Michael Jurk. Der Pfarrer aus Paulinenaue betreute mit zwölf ehrenamtlichen Helfern die Kinder. Von Paulinenauer Akteuren war das Camp vor vier Jahren ins Leben gerufen worden. Die Nachfrage ist groß. Diesmal konnten nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden. Die Turnhalle wurde zur großen Aufführungshalle. Im Mittelpunkt dabei stand die Geschichte von Tom. Der kleine Junge kann es kaum fassen, dass er eines Morgens im Schloss eines Königs aufwacht. Am Tag zuvor war er noch gefangen gewesen in einer dunklen Höhle, in die er von Räubern gesteckt wurde. Nun hat ihn der König an seinen Hof geholt. Für Tom beginnt ein gutes und abenteuerliches Leben. „Nicht wie bei Räubers“ von Ursula Marc ist ein Märchen. Eine moderne Parabel über das Leben als Christ und ein Glaubensgrundkurs, der die neutestamentarischen Grundwahrheiten einfühlsam anschaulich machen soll .
Die Kinder spielten diese Geschichte. Stolz trugen sie Shirts mit der Aufschrift „Königskinder“. Für den König deckten sie eine Festtafel und probten ein Lied, über das Land des Königs, in dem alle gleich sind. Trommler bereiteten einen gebührenden Empfang. Da war wirklich alles getan für einen großen Erfolg der Geschichte.

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Gotteslob trotz Amokwahn?

(von Pfarrer Michael Jurk, Pfarrsprengel Pessin)
Quelle: Märkische Allgemeine, Westhavelländer, 14.03.2009

Wer in diesen Tagen das öffentliche Bewusstsein befragt, wird immer noch das Entsetzen spüren, das ein junger, zutiefst verstörter Einzelgänger in der vergangenen Woche hervorgerufen hat. Der Amoklauf in der schwäbischen Provinz vereint plötzlich unsere Gesellschaft wieder durch die Frage, ob Kinder und Lehrer an den Schulen gut geschützt sind oder wie es zu einer solchen Schreckenstat überhaupt kommen konnte.
Letztendlich verdichtet sich unsere Ratlosigkeit in der alles umfassenden Frage: Warum wurde ein Teenager zum Massenmörder? Wir werden uns davor hüten müssen, auf solcherlei Fragen eine sichere Antwort zu geben. Sicher ist nur, dass der Amoklauf von Winnenden in allen Betroffenen ein unerträgliches Leiden brennen lässt. Bei den Schülern, bei den Eltern, bei den Zeugen – und nicht zuletzt: auch bei der Familie des Täters. Die Erinnerung an ähnliche Taten schürt zudem die Angst vor Amok-Nachahmern. Vielleicht hat uns das traurige Schicksal dieser Stadt wieder die Sinne dafür schärfen können, was im Umgang zwischen Menschen eigentlich selbstverständlich sein sollte: Nämlich meinen Nächsten mit in den Blick zu nehmen. Dies eben freilich nicht misstrauischen, sondern offenen Herzens.
Nach biblischer Urteilskraft ist der Tod bereits mitten im Leben am Werk – nämlich überall da, wo der Beziehungsreichtum unseres Lebens beschädigt wird. Schon da, wo das elementarste aller Lebensmittel, wo das menschliche Wort verweigert wird, beginnt die Herrschaft des Todes, die nicht nur das Leben, sondern auch den Sinn des Lebens in Frage zu stellen droht.
Im sonntäglichen Gottesdienst geht es für uns Christen darum, Gott zu loben. Angesichts der schockierenden Ereignisse in Winnenden dürfte einem eigentlich jedes Lob „im Halse stecken bleiben“. Doch christliches Gotteslob sieht gerade nicht weg von dem, was in unserer Welt und in unserem eigenen Leben beklagenswert oder einfach nur zum Verzweifeln ist.
Das Gotteslob gilt dem Gott, der uns solchen niederschlagenden Erfahrungen standhalten lässt, der uns in der Bestürzung aufrichtet und der uns gegen das Elend um uns herum stark macht. Weil Gott nicht aufhört, in einer oft genug beklemmenden Welt für uns tätig zu sein, deshalb loben wir Gott. Und wer sich zum Gesang (noch) nicht in der Lage fühlt, der möge ruhig schweigen und innerlich für diese Welt beten: Ja, sie hat es bitter nötig!

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